Mai 18, 2025 Martina Peters

Technik trifft Tradition: Handwerker setzen auf Video-Support

Video-Remote-Support unterstützt in Echtzeit in Handwerksberufen, Beispiel Solateur

Moderne Technologien unterstützen traditionelle Berufe – Einsatz von Video-Support im Handwerk

Steffen Huber (Steffen Huber GmbH) und Martin Peters (Hypercon – Energy Consulting) im Expertengespräch

Steffen Huber (SH), Vorstandssprecher Bundesverband innovativer Handwerker für erneuerbare Energien e.V. (BIHEE) und Dachdeckermeister, Inhaber Steffen Huber GmbH, und Martin Peters (MP), Gründer und Inhaber Hypercon – Energy Consulting, zum Einsatz von Video-Remote-Support in der Handwerksbranche

Steffen Huber setzt Video-Remote-Support (VRS) bereits erfolgreich in seinem Unternehmen ein.

MP: Wie sieht ein typisches Anwendungsbeispiel aus, bei dem Sie in Ihrem Unternehmen Video-Remote (VR)-Technologie einsetzen?

SH: Zunächst ganz einfach: Wir konnten durch den Einsatz von VR-Support die Fahrzeiten unserer Techniker erheblich reduzieren. Früher mussten wir für jede Kleinigkeit jemanden zum Kunden schicken, jetzt lösen wir viele Probleme direkt per Video – das spart nicht nur Zeit, sondern ist auch viel effizienter! Zum anderen: Die Arbeiten an Komponenten werden immer komplexer. Obwohl unsere Gesellen eine breite und gute Ausbildung und Erfahrung haben, erleben sie regelmäßig Situationen, bei denen sie Hilfe benötigen. Anstelle dann „rumzufrickeln“ führen sie mit uns einen Videocall – im Büro oder auf einer anderen Baustelle haben wir oft den notwendigen Experten.

MP: Wie funktioniert das dann konkret? Mit einem WhatsApp-Videocall?

SH: Nein. WhatsApp nutzen wir nicht, das ist zum einen datenschutztechnisch schwierig und zum anderen fehlen da wichtige Funktionen.

MP: Was meinen Sie damit?

SH: Nun, mit einem professionellen Set-Up können wir ein Live-Videobild übertragen, in das der Experte Hinweise und Markierungen einzeichnen kann. Damit lassen sich Lösungshinweise viel treffsicherer geben als nur mit einer Audiobeschreibung. Zumal oft noch eine sprachliche Barriere dazu kommt.

MP: Inwiefern bedeutet dies eine konkrete Unterstützung bzw. Entlastung für Ihr Unternehmen?

SH: Nun, wir sparen nicht nur die Fahrtkosten, wenn eine zweite Fachkraft zur Arbeitsstelle „ausrücken“ müsste, sondern auch die Arbeitszeit unserer Techniker wird effizienter genutzt. Sie müssen weniger für kleinere Inspektionen oder Fehlerbehebungen rausfahren und können sich auf größere Projekte konzentrieren. Am Ende sparen wir so nicht nur Geld, sondern können auch mehr Aufträge annehmen und effektiver arbeiten.

MP: Und die Meinung Ihrer Kunden?

SH: Wir nutzen das System derzeit vom Experten zur Fachkraft vor Ort, unsere Endkunden kommen damit (noch) nicht in Berührung. Aber: Kunden möchten Probleme schnell erledigt bekommen – sie erkennen, dass die Hilfestellung via Video-Remote-Support eine schnelle Lösung darstellt. Andernfalls müssten Kunden länger auf einen Termin warten. Das fördert unsere sehr gute Kundenbeziehung und schafft Vertrauen in unsere Dienstleistung.

Photovoltaik - Einstellungen effizient per Video-Remote-Support vornehmen

MP: Nun sind Sie nicht nur Dachdeckermeister, sondern auch Experte für Photovoltaikanlagen. Nutzen Sie hier die gleiche Technologie?

SH: In der Tat: Bei Photovoltaikanlagen ist die Ferndiagnose wirklich Gold wert. Häufig kommen Kunden auf uns zu, weil ihre Anlage plötzlich weniger Energie produziert oder Fehlermeldungen angezeigt werden. Früher bedeutete das: Rausfahren, die Anlage durchchecken und oft waren es dann nur Kleinigkeiten, die der Kunde selbst beheben konnte – zum Beispiel eine verschmutzte Moduloberfläche oder ein falsch eingestellter Wechselrichter. Heute können wir das alles per Video überprüfen, ohne dass wir vor Ort sein müssen.

MP: Das klingt wirklich effizient. Wie genau können Sie über Video solche technischen Details erkennen?

SH: Die Kunden zeigen uns die Anlage einfach per Kamera und wir führen sie durch die Schritte. Häufig sind das Einstellungen am Wechselrichter, oder bei der Parametrierung der Anlage. Wir können dann zum Beispiel auf bestimmte Stellen zeigen, die oft Probleme machen. Und wenn wir genau wissen, wo das Problem liegt, können wir gezielt entscheiden, ob ein Techniker wirklich raus muss oder ob der Kunde das Problem mit unseren Anweisungen beheben kann. Das spart enorm Zeit und Geld!

Tatsächlich ist es für unsere Kunden und uns eine klassische Win-Win-Situation: Wir sparen Zeit und Aufwand für entsprechende Einsätze, gleichzeitig können unsere Kunden schneller Unterstützung erfahren als wenn sie auf einen Techniker-Termin warten müssten. Zudem ist es für beide Seiten kostengünstiger: Die Berechnung von Fahrtkosten entfällt natürlich für den Kunden und wir können so auch effizienter arbeiten.

MP: Gibt es Ihrerseits Überlegungen, wie der Video-Remote-Support in Zukunft noch erweitert werden könnte?

SH: Tatsächlich überlegen wir Schulungen anzubieten, damit Kunden noch selbstständiger kleinere Prüfungen durchführen können. Vielleicht entwickeln wir auch einen speziellen Video-Leitfaden für die häufigsten Photovoltaik-Probleme. Die Technik bietet hier wirklich viele Möglichkeiten, die noch nicht ausgeschöpft sind. Ich bin sicher, dass der Remote-Support auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen wird.

Moderne Technologie trifft traditionelle Berufe – eine Chance zur Effizienzsteigerung, schnelleren Service, Linderung des Fachkräftemangels.